WIE SIE FUNKTIONIERT UND WELCHE FEHLER GEMACHT WERDEN KÖNNEN. Der Nachwuchs ist da und die Eltern stehen oft vor der Frage, wie sie ihr Kind erziehen wollen, was gut für das Kind ist und was es braucht, um im späteren Leben selbstbewusst, empathisch und glücklich durchs Leben zu gehen. Dafür ist die bedürfnisorientierte Erziehung bestens geeignet. Doch wie funktioniert dieser Erziehungsstil? Müssen Eltern ihren Kindern alle Wünsche erfüllen und sich selbst hintenanstellen? Die Antwort ist ein klares Nein. BEDÜRFNISORIENTIERUNG, WAS IST DAS? Kritiker sprechen oft von Kuschelpädagogik, Pädagogik ohne Regeln oder Pädagogik, die Egoisten heranzieht. Doch wer sich näher damit befasst, dem wird schnell klar, dass es sich bei der bedürfnisorientierten Erziehung nicht um ein Erziehungskonzept, sondern um eine innere Haltung handelt. Oft entsteht der Irrglaube, dass nur die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt stehen und diese bestmöglich erfüllt werden müssen. Wenn sich die Bedürfnisse von Elternteil und Kind unterscheiden, was passiert dann? Viele denken, dass natürlich das Bedürfnis der Erwachsenen warten kann und verzichten zum Wohle ihres Kindes. Doch genau das ist das Fettnäpfchen in das viele Eltern treten. Denn nicht nur die Bedürfnisse der Kinder, sondern die Bedürfnisse aller Beteiligter müssen gesehen und berücksichtigt werden. Dabei spielen weder das Alter noch Hierarchien eine Rolle. Hier ein kleines Beispiel: Der Vater möchte gerne an die frische Luft, doch die kleine Inga sitzt fröhlich in ihrem Kinderzimmer und spielt mit ihren neuen Bausteinen. Sie hat schon einen ganzen Zoo gebaut und muss nur noch die Tiere in die unterschiedlichen Gehege verteilen. Hier stehen sich zwei Bedürfnisse gegenüber. Nun könnte der Vater natürlich sehr autoritär reagieren, sein Bedürfnis über das von Inga stellen und sie aus ihrem Spiel reißen. Dann würde es wahrscheinlich Schreie, Wutanfälle und ähnliches nach sich ziehen. Oder der Vater kann auf sein Bedürfnis verzichten und sitzt nörgelnd und unausgeglichen auf der Couch. Doch es geht auch anders. Vielleicht könnte der Vater folgendermaßen reagieren: "Was machst Du denn gerade? Ahhh, Du baust einen Zoo. Ich würde gerne an die frische Luft gehen, wie lange brauchst du noch? Wollen wir spazieren gehen, wenn du alle Tiere in ihr Gehege gebracht hast?" Hier werden beide Bedürfnisse berücksichtigt. Inga wird noch ihre Tiere in die Gehege setzen und sich anziehen, um mit dem Papa eine schöne Zeit zu verbringen. Menschen sind gerne in Gruppen und möchten von Grund auf, dass es allen gut geht. Kinder sind sehr kooperativ und möchten immer alles richtig machen. Wenn Kinder lernen, dass ihre Gefühle, Wünsche und Grenzen akzeptiert und gesehen werden, können sie zu empathischen Menschen heranwachsen. DOCH WAS SIND EIGENTLICH BEDÜRFNISSE? Eigentlich ist diese Frage ganz einfach zu beantworten: Bedürfnisse sind das, was wir brauchen, um glücklich und zufrieden zu sein. Dabei spielen die eigenen Gefühle die Schlüsselrolle, denn erfüllte Bedürfnisse erzeugen gute Gefühle, unerfüllte Bedürfnisse erzeugen unangenehme Gefühle wie Trauer, Wut oder Frustration. Nicht immer verstehen Erwachsene sofort, was einem Kind fehlt, womit es sich in seiner kleinen Welt auseinandersetzen muss. Vielleicht vermisst es seine Mama, die gerade arbeiten ist, vielleicht hat es sein schönes Bild verloren, das es für Oma gemalt hat oder wirft aus Wut mit Legosteinen, weil es nicht mitspielen darf. Dabei gilt: Jedes Gefühl ist richtig, es gibt keine schlechten Gefühle. Von Erwachsenen müssen diese Gefühle benannt werden, damit das Kind sie verstehen und einordnen kann. Es muss versucht werden, die Ursachen für das Gefühl herauszufinden und diese zu verbalisieren. Dann können dem Kind Lösungsstrategien angeboten werden. Mit der Zeit wird das Kind auch mit Frust, Wut und Angst umgehen können. Dabei ist es aber wichtig, dass Bedürfnisorientierung nicht gleich Wunscherfüllung heißt. Der Wunsch nach Spielsachen oder Süßigkeiten stellt kein Bedürfnis dar. Aber es sollte hinterfragt werden, warum das Kind gerade ein Eis möchte. Vielleicht ist es sehr heiß und braucht eine Abkühlung, vielleicht ist ihm gerade langweilig und möchte darum etwas essen, oder hat es immer etwas Süßes bekommen, wenn es traurig war und möchte dadurch ein positives Gefühl bekommen? Die Bedürfnisse BEDÜRFNISORIENTIERTE ERZIEHUNG Jeder sollte sich über seine eigenen Bedürfnisse klar sein. 08 |
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